Bitte nicht!?
Wie ist das mit der Politik? Soll/darf/kann man als Pastor ein paar Wochen nach der Bundestagswahl und angesichts der weltweiten Fragen diese Themen in einer Andacht aufgreifen? Nervt es nur noch? Oder haben sich Christen eigentlich viel zu wenig geäußert? Bitte nicht!? Der eine denkt so, die andere anders. Und ganz bestimmt interpretiert jeder die Ergebnisse und die Weltlage, wie er es für richtig hält. Mir selbst fällt es schwer, dazu eine öffentliche Einschätzung zu geben – als ob meine Meinung wichtiger wäre als andere. Mir fällt es genauso schwer, gar nichts zu sagen, weil ich natürlich eine Meinung habe und auch ein Amt, von dem sich mancher Orientierung wünscht. Man kann es – wie auch in der Politik – keinem recht machen. Sagt man nichts, finden das viele falsch. Sagt man etwas, wird sich aufgeregt. Vor aller politischer Diskussion orientiere ich mich als Christ an den Grundlagen des Glaubens. Und ein Satz von Paulus leitet mich besonders bei der Frage, wie Wahl und Weltlage einschätze: „Wir sollen in einem Geist der Liebe an der Wahrheit festhalten, damit wir im Glauben wachsen und in jeder Hinsicht mehr und mehr Christus ähnlich werden.“ (Eph 4,15). Es ist klar, dass die Bibel keine politische Gebrauchsanweisung gibt. Es geht Paulus um den persönlichen Glauben. Aber die Richtung finde ich sowohl für den privaten wie für den politischen Austausch hilfreich: im Geist der Liebe an der Wahrheit festhalten. Kein „hau drauf“, kein „siehste“, kein „was für ein Ar…“. Sondern dem anderen mit Achtung begegnen – egal, welche Farbe er gewählt hat oder gar nicht. Im anderen ein Stück von Gottes Wirklichkeit entdecken – egal ob er es auch tut oder nicht. Probieren Sie das mal aus: Das kann ganz schön herausfordernd sein – je nach dem, wie man sich (politisch) verortet. Wie wäre es, wenn wir Christen das noch mehr machen würden? Ich träume davon, dass das die Stimmung und den Umgang prägt. Ich träume davon, dass wir ganz persönlich davon profitieren und auch unser Gemeinwohl. Bitte nicht!? Doch, bitte gern! Herzlich, Martin Alex