Zum Hauptinhalt springen
Begradigung des  Flussverlaufes der Lopau,  heute der Lopausee

Wasser - ein kostbares Gut

Aus den Wiesen entlang der Lopau werden nach 1835 Rieselwiesen, so etwas wie eine nachhaltige Art von Beregnung.

Vor 1835 gab es noch keine kultivierten Wiesen im heutigen Sinne. Das Lopautal, das bis dahin mit Weiden und Erlen bewachsen war und viele seichte und auch nasse bis moorige Stellen aufwies, wurde bis 1835 von allen Dorfbewohnern gemeinsam genutzt und war für die Viehwirtschaft nicht sehr ergiebig. Mit der Zusammenlegung der vielen schmalen Ackerstreifen und Aufteilung der Allmende – der gemeinschaftlichen Nutzung der Weide- und Heideflächen -  bekamen die Bauern durch die sogenannte Verkoppelung je nach Größe ihres Hofes auch die Heide- und Grünlandflächen als ihr persönliches Eigentum, welches sie individuell pflegen bzw. bewirtschaften konnten. Die bis dahin an vielen Stellen mäandrierende Lopau wurde für eine optimale Bewirtschaftung begradigt, wodurch die Fließgeschwindigkeit erhöht und eine Trockenlegung der moorigen Stellen erreicht wurde. Im Zuge dieser strukturellen Veränderungen wurden moderne Wiesen angelegt, die nach Bedarf mit ausreichend Wasser für ein optimales Wachstum der Wiesengräser versorgt werden konnten.

Die Rieselwiesen sind von den Suderburger Wiesenbauern am Anfang des 19. Jahrhunderts entwickelt worden. Man bezeichnet sie auch als Suderburger Rückenbau, denn die Wiesenflächen sind gewölbt und haben bis zu 15 Meter breite Beete.  Auf dem First eines jeden Rückens verläuft eine schmale Bewässerungsrinne, die „Bewässerungsgrippe“, die das Wasser vom seitlichen Laufgraben bekommt. Zwischen den Wiesenrücken sorgen dagegen die Entwässerungsgrippen für die Wasserableitung.  Mit einem großen Arbeitsaufwand und mit Hilfe der Suderburger Wiesenbauern wurden alle Wiesen entlang der Lopau – von der Quelle bis zur Mündung in die Luhe - in Rieselwiesen umgewandelt, wobei die vielen Büsche und sumpfige Stellen beseitigt wurden. Die Kosten pro Morgen betrugen 50 Reichstaler. Viele Bauern mussten dafür einen Kredit aufnehmen. 
In den beiden Dörfern Sottorf und Amelinghausen gab es jeweils fünf Stauverbände, die für die Einhaltung der Stauhöhe und den Unterhalt ihres Wehres verantwortlich waren. Dazu gehörte auch das Reinigen der Umlaufgräben und Be- und Entwässerungsrippen. Es gab pro Jahr eine Frühjahrs-, Herbst- und Winterbewässerung mit jeweils festgelegten Bewässerungszeiten, die vom Wiesenaufseher kontrolliert wurden. Die Einhaltung der Stauhöhe war ganz wichtig, denn die Lopau musste noch hinter der Staustufe Wasser führen. 
Durch die Berieselung konnten die Gräser während des ganzen Jahres ausreichend mit Wasser versorgt werden. Der Heuertrag konnte somit erheblich gesteigert werden. Betrug der Ertrag vor 1835 ca. 5 Zentner pro Morgen, waren es jetzt bis zu 40 Zentner – eine enorme Ertragssteigerung. Die Bauern hatten jetzt genügend Futter für ihre Kühe, um sie gut über den Winter zu bringen. Das Heu war zu der Zeit das wichtigste Winterfutter. Die Runkel- und Steckrüben sind spätere Züchtungen; lediglich die kleinen Rübsen, die im Ertrag sehr gering waren, kannte man als zusätzliches Viehfutter. 
Mit der Berieselung der Lopauwiesen konnte man nicht nur den Viehstapel vergrößern und besser durch den Winter bringen, sondern auch noch zusätzliches Heu an die Kavallerie in Lüneburg verkaufen. Das brachte bares Geld und vor allen Dingen zusätzlichen Mist für die Düngung der Felder. Die Kasernen wollten den Pferdemist loswerden. Gewiss kannten die Kavalleristen den Wert des Pferdemists und handelten einen etwas niedrigeren Preis für das Heu ein. 
Trotzt der schnelleren Fließgeschwindigkeit der Lopau und der damit verbundenen besseren Trockenlegung der vielen nassen Stellen waren die Rieselwiesen nur solange wirtschaftlich interessant, wie es billige Arbeitskräfte und keinen Mineraldünger gab. Mit der Technisierung nach dem 2. Weltkrieg wurden viele Wiesen eingeebnet und zusätzlich drainiert, um eine Bewirtschaftung mit Traktoren und den entsprechenden Erntemaschinen zu ermöglichen. Mit der Sottorfer Flurbereinigung von 1955 wurden die Rieselwiesen in beiden Dörfern eingeebnet. 
Als 1969 die Idee aufkam, einen Teil der Lopauwiesen zu einem See aufzustauen, waren die meisten Wiesenbesitzer auch bereit, ihre Grundstücke zu einem günstigen Preis an die Gemeinde zu verkaufen.
Die Berieselung der Wiesen mit dem Wasser aus der Lopau war eine nachhaltige Maßnahme. Das Wasser kam nicht aus einer Tiefbohrung. Das Wasser, das die Pflanzen nicht aufgenommen haben, konnte im Boden versickern und sorgte für eine Neubildung des Grundwassers. Unsere Altvorderen kannten den Begriff Nachhaltigkeit nicht, sie haben aber nachhaltig gehandelt.